Jean Philippe Dussourd, Lokalhistoriker aus dem elsässischen Chatenois (Kestenholz) und guter Bekannter von Dr. Norbert Zabel und Eugen Caspary, hatte vor wenigen Wochen in Straßburg einige Selterswasserkrüge entdeckt und später erworben. Darunter befand sich ein Krug mit einem Fehlstempel aus der herzoglich-nassauischen Zeit (1830 – 1866).

Bei seinem letzten Besuch schenkte er dem Selterswassermuseum diesen Krug, der die dort zu sehende Sammlung um eine Besonderheit erweitert.
Doch sind 2014 nicht nur in Straßburg alte Selterswasserkrüge gesichtet worden. In der Danziger Bucht hatte der Meeresarcheologe Thomas Bednarz einen 200 Jahre alten Krug in einem Schiffswrack entdeckt, der noch gefüllt war und dessen Inhalt nun von zwei Chemikern untersucht werden soll. Auch wurden der Gemeinde Selters aus Bamberg (Bayern), Wilhelmshaven (Norddeutschland), aus der Slowakei sowie aus Graz (Österreich) Krugfunde in den letzten Monaten gemeldet. All dies belegt einmal mehr, dass schon weit vor dem Ersten Weltkrieg das Selterser Heilwasser Kunden in aller Welt hatte.
Polnische Meeresarchäologen haben in einem in der Danziger Bucht gesunkenen Schiff einen Selterswasserkrug geborgen. Der gut erhaltene Krug, der noch immer mit Selterswasser gefüllt ist, stammt aus der Zeit um 1820 und kann zwischenzeitlich im nationalen Maritim-Museum in Danzig (pol.: Gdansk) besichtigt werden.
Die Frage, die der politische Historiker Tomasz Bednarz gestellt hat, warum Selterswasserkrüge vor 200 Jahren nach Danzig gebracht wurden, lässt sich relativ leicht beantworten. In der Goethe-Zeit – J. W. Goethe besuchte 1815 den Seltersbrunnen – wurde das Selterswasser in fast allen europäischen Großstädten von Apothekern und Ärzten, aber auch von Händlern und Gastwirten angeboten. Selterswasser war ein Heilwasser für viele Krankheiten, deshalb bezeichnete man auch den Seltersbrunnen als den berühmtesten Gesundbrunnen Deutschlands.
Selterswasser wurde im Ostseebereich jedoch nicht nur nach Danzig verkauft, es fand seinen Weg auch nach Riga, St. Petersburg und Stockholm.
Ein Meeresarchäologe findet in der Danziger Bucht einen Selterswasserkrug
Der gut erhaltene Krug, eine Fotografie liegt der Gemeinde Selters vor, lässt die Aufschrift Selters und die Buchstaben HN im Krugstempel deutlich erkennen. Dieser Krugstempel wurde zwischen 1806 und 1830 benutzt. HN steht für Herzogtum Nassau. In jenen Jahren (1806-1830) wurden jährlich zwischen 1 und 2 Millionen Krüge mit Selterswasser gefüllt und europaweit verkauft. Wichtige Abnahmeländer waren die Niederlande, England und Frankreich, den Hauptabsatzmarkt bildeten jedoch die deutschsprachigen Territorien.
Wie Tomasz Bednarz mitteilte, will man den Krug in Danzig nicht öffnen. Trotzdem wüsste man gern, ob dieses Wasser noch heute trinkbar sei. Dr. N. Zabel glaubt, dass das 200 Jahre alte Selterswasser, luftdicht verschlossen und kühl im Schiffswrack in der Ostsee gelagert, noch immer Trinkwasserqualität habe. Er verweist dabei auf die Untersuchungen von Prof. Dr. Remigius Fresenius (Wiesbaden), der vor 150 Jahren Selterswasser analysierte, es dann 15 Jahre lang lagerte und danach wieder untersuchte und zu dem Ergebnis kam, dass sich das Selterswasser in seiner Beschaffenheit trotz der langen Lagerzeit nicht verändert habe.
Dass der Krug in Niederselters gefüllt wurde, kann nicht ernsthaft bezweifelt werden. Kein deutscher Brunnenbetrieb, konnte in herzoglich-nassauischer Zeit (1806-1866) mit dem Selterswasser konkurrieren. Und noch eine Frage bewegte in der letzten Woche, als der Fund in Rundfunk und Presse bekannt gemacht wurde, die Gemüter. Sollte der Krug für das Selterswassermuseum erworben werden? Die Auffassung der Niederselterser Lokal-Historiker ist eindeutig: Der Krug war auf dem Weg nach Danzig. Nun ist er nach 200 Jahren dort angekommen. Dort sollte er im maritimen Museum verbleiben. Er ist ein weiterer Beweis für die Bedeutung des Selterswassers in vergangener Zeit. Und er erklärt auch indirekt, weshalb noch heute jeder Deutsche die Bezeichnung Selterswasser kennt. Ein Hinweis zum Schluss: Im Selterswassermuseum gibt es einige Krüge aus der frühen herzoglichen Zeit. Ein Ebenbild des in Danzig gefundenen Kruges lässt sich auch in der Krugvitrine finden, allerdings ist dieser ungefüllt, jedoch auch 200 Jahre alt.
Die Vorbereitungen für die im Sommer geplante Eröffnung des „Selterswassermuseums" laufen auf Hochtouren. Der Schwerpunkt liegt dabei in einer detaillierten Darstellung der betrieblichen Abläufe am ehemals erfolgreichen deutschen Mineralbrunnen.
Aus den zahlreichen Stichen und Fotografien wurden vier Ansichten ausgewählt, textlich kurz erläutert und auf Postkarten festgehalten. Sie sollen schon jetzt auf das Brunnenmuseum mit seinen einzigartigen Exponaten hinweisen und die letzten Jahrhunderte, in denen Selterswasser zu einem Markennamen wurde, lebendig werden lassen.




Unsere Geschichte in verschiedenen Sprachen:
Im 18. und 19. Jahrhundert war der Seltersbrunnen in Niederselters der größte Mineralwasserproduzent Europas. Jährlich wurden Millionen Krüge Selterswasser aus dem Niederselterser „Gesundbrunnen“ in die ganze Welt verkauft. Die Bezeichnung Selterswasser (seltzer water, l’eau de seltz, Aqua di Seltz) steht seither für Mineralwaser (Sekt oder Selters?).
Heute ist im Selterswassermuseum die weltgrößte Mineralwasserflaschen-Sammlung zu sehen. Der Münchner Sammler Hans Figlar, der über Jahrzehnte in der ganzen Welt Mineralwasserflaschen sammelte, hat seine Sammlung – es sind mehr als 2.000 Flaschen – dem Selterswassermuseum überlassen.
Dabei können die Besucher auch einzigartige Flaschenformen begutachten; denn die Flaschen aus Japan ähneln nicht unbedingt südamerikanischen Mineralwasserflaschen. Eine Aufstellung der Mineralwasserflaschen-Sammlung kann hier eingesehen werden.
Eines verbindet allerdings die gesamte Sammlung:
Mineralwasser wird überall auf der Welt als der Durstlöscher Nr. 1 geschätzt
Artikel aus der Bildzeitung vom 04.05.2023 - kann hier eingesehen werden.
Selterswassermuseum hat weltgrößte Flaschensammlung

Bürgermeister Bernd Hartmann und Altbürgermeister Dr. Norbert Zabel sowie die Eheleute Doris und Hans Figlar freuen sich, dass die weltgrößte Mineralwasserflaschensammlung im Selterswassermuseum eine neue Heimat gefunden hat.
Durch einen glücklichen Zufall kam die Gemeinde Selters (Taunus) in den Besitz der nach Informationen Zabels weltgrößten Sammlung von 2.500 verschiedenen Mineralwasserflaschen. Diese stammen aus bisher 119 Ländern. Die ältesten Flaschen darunter wurden Ende des 19. Jahrhunderts abgefüllt. Die teuerste Flasche dürfte eine Luxus-Abfüllung aus Japan sein, die im Geschäft dort umgerechnet 110 Euro kostet.
„In allen Flaschen ist noch das Original-Wasser“, berichtete der Münchener Sammler Hans Figlar. Bislang war die Sammlung in seiner Heimatstadt im Bayerischen Landesamt für Umwelt ausgestellt. Doch da das Amt von München in andere Räumlichkeiten nach Augsburg umzieht, ist künftig dort kein Platz mehr für die Flaschen. Figlar ist es aber wichtig, dass die mühsam von ihm zusammengetragene Sammlung nicht aufgelöst wird oder irgendwie in einem Keller verschwindet. Er möchte, dass sie weiterhin der Öffentlichkeit zugänglich bleibt und nach und nach weiter ausgebaut wird. Da der Bayer den Begriff Selterswasser kennt, landete er über die Internetsuche bei der Gemeinde Selters (Taunus). Im März vergangenen Jahres haben Hartmann und Zabel ihn dann spontan in München besucht und sich die Sammlung angesehen. Beide waren so beeindruckt, dass sie die Sammlung unbedingt für das Museum haben wollten, auch der Gemeindevorstand konnte von der Museumsbereicherung überzeugt werden.
Nach dessen Zustimmung fuhren Bauhofleiter Norbert Eufinger und sein Mitarbeiter Mirko Matthäi dann in die bayrische Landeshauptstadt und holten die sicher verpackten Flaschen ab. Gerade werden die Vitrinen für die neue Ausstellung im Selterswassermuseum aufgebaut, das ab Ostern wieder jeden Samstag und Sonntag für den Publikumsverkehr geöffnet sein wird.
Zabel erläuterte, dass die Größe des Museums nicht reiche, um alle Flaschen zeitgleich zu zeigen. Darum soll es künftig halb- oder vierteljährlich wechselnde Themenausstellungen geben. In der ersten wird es um deutsche Mineralwasserflaschen gehen. So sah Zabel mit Interesse, dass in der DDR Wässer anderer Brunnen auf dem Etikett als „Selterswasser“ angepriesen wurden. Markenrechtsverletzungen waren den Produzenten da offenbar egal. „Die haben in der DDR sowieso gemacht, was sie wollten“, schmunzelte Zabel. Matthäi, der selbst im Osten aufwuchs, erzählte, dass in der „DDR“ Selters als Synonym für Mineralwasser an sich flächendeckend verwendet worden sei.
Aber in der Sammlung Figlars gibt es auch afrikanische Wasserflaschen, oder sogar aus Arabien Wasser in Dosen und Plastiktüten. Auch auf Flaschen aus Mallorca taucht der Begriff „Selters“ wieder auf. Die Sammlung zeigt, wie Figlar erläuterte, „die bunte Welt der Mineralwasserabfüllung, die Vielzahl der Produktionsstätten, die Geschichte des Mineralwassers, aber auch das Können der Designer und Werbestrategen.“ Die Sammlung sei, wie Zabel betonte, ein weiteres Standbein des Selterswassermuseums.